Die Befestigung der Neustadt

Eine Befestigung der Neustadt, gab es so etwas und welche Neustadt ist gemeint? Wenn ich in diesem Artikel die Neustadt beschreibe, ist immer das Gebiet der heutigen Alten Neustadt gemeint.

Die Neustadt und die Sudenburg waren im Mittelalter keine Vorstädte von Magdeburg, sondern selbstständige Städte, die vor den Toren Magdeburgs lagen. Mit jeder Vergrößerung der bewohnten Fläche von Magdeburg wurden auch die Stadtmauern zum Schutz der Stadt nach Außen verschoben. So wanderte die Neustadt immer weiter nördlich.

In der Altstadt von Magdeburg gibt es nahe der Petrikirche eine Neustädter Straße. Hier lag um 1140 der Ursprung der Neustadt, immer außerhalb der Befestigung der Stadt Magdeburg gelegen. Eine erste Erwähnung einer Stadtmauer um die Neustadt ist 1230 urkundlich erwähnt. Mehrmals wurde Neustadt bei Belagerungen und Angriffen auf die Stadt Magdeburg in Mitleidenschaft gezogen und zerstört.

Auf alten Ansichten der Neustadt ist sie immer mit einer Wehrmauer und Türmen dargestellt, es ist aber zu hinterfragen, ob dies der Wirklichkeit entspricht. Irgendwelche Bodenfunde gibt es nicht.

Ansicht der Neustadt vor dem Jahre 1625


Ein Plan aus dem 16. Jahrhundert gibt Aufschluss über die Lage der Tore in der Neustadt, wobei die südliche Grenze der Neustadt etwa an der heutigen Listemannstraße verlaufen würde.

Nach dem 30-jährigen Krieg kam die Stadt Magdeburg zu Brandenburg und wurde ab 1680 zur stärksten Festung in Preußen ausgebaut. Neue Festungswerke wurden vor die Stadtmauer gelegt. Wieder wanderte die Neustadt nordwärts. Die südliche Grenze lag nun Höhe der Barleber Straße bis Agnetenkloster. Hier machen wir einmal eine Pause in unserem geschichtlichen Exkurs und wenden uns den Toren der Neustadt zu. Straßennamen wie Sandtorstraße, Hohepfortestraße oder Sieverstorstraße geben uns schon einmal Hinweise darauf.

Der Oberprediger der Neustadt Karl Scheffer gibt uns darüber in den Geschichtsblätter von 1873 Auskunft.

Die schon erwähnte Neustädter Straße in der Altstadt führte durch die Hohe Pforte über den Graben zum Bäckertor an der Südmauer der Neustadt (nach Scheffer). Hier begann der Breite Weg der Neustadt und führte bis zum Insleber Tor im Norden des Breiten Weges. In Verlängerung erreichte man das nordwestlich gelegene Dorf Insleben (1402 aufgelassen). Für das Insleber Tor waren auch Bezeichnungen wie Mittelpforte und Schützentor gegeben. Im Schmalkaldischen Krieg wurde es im November 1550 zerstört und 1560 wieder aufgebaut. Danach nannte man es das Mitteltor. Der Name rührt eventuell daher, dass es zwischen den nach Osten und westwärts gelegenen Toren (in der Mitte) lag. Im April 1631 wurde durch ein Feuer die Neustadt gänzlich zerstört. Am 10. Mai 1631 folgte dann der Untergang der Stadt Magdeburg.

Der Name als Sieverstor geht auf den Ackerbürger und Bürgermeister der Neustadt Martin Sievers zurück. Lebensdaten gibt es nicht vom ihm, er wird aber im Taufregister seiner Kinder ab 1639 erwähnt. 1681 wurde Sievers Bürgermeister der Neustadt und organisierte den Wiederaufbau der im 30-jährigen Krieg verwüsteten Neustadt. Er war sehr beliebt in der Bevölkerung. Der Breite Weg der Neustadt wurde nach dem Zusammenschluss 1884 mit Magdeburg in Sieverstorstraße umbenannt. Das Sieverstor befindet sich auf dem heutigen Stadtplan an der Einmündung Letzlinger Straße.

Zur Elbe hin gelangte man aus der Neustadt durch das Fährtor und dem Sandtor. Die Elbe hatte zu dieser Zeit sein Flussbett näher an der Neustadt. Über das Fährtor gibt es keine weiteren Hinweise. Zu vermuten ist, dass der Weg zu einer Fähre führte, die zu den Elbwiesen hinüberfuhr. Das Sandtor führte ebenfalls zur Elbe und lebt heute in der Straßenbezeichnung Sandtorstraße weiter. Um in westlicher Richtung aus der Stadt zu gelangen, gab es das Neue Tor, auch Feldtor genannt, das Ziegeltor und das Lorenztor. Letzteres Tor lag in unmittelbarer Nähe des Lorenzklosters. Hinaus gelangte man zur Lorenzwiese und dem Lorenzweg, der an der Schrote entlangführte.

Die Tore wurden 1812/13 mit dem Abriss der Neustadt ebenfalls eingeebnet.

Der Verlauf der Ansbacher Straße im Nordosten der Alten Neustadt zeichnet noch ein Stück der Umfassungsmauer der Neustadt wieder.

Quelle: Brüning

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der 19. Ausgabe des NEUSTADTgeflüsters. Um weitere Artikel zu lesen, klicken Sie bitte auf den folgenden Link:

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