Die Schokoladenfabrik Johann Gottlieb Hauswaldt

Vor 240 Jahren wurde eine Firma gegründet, die später von der Neuen Neustadt aus die Welt versüßen sollte. Das Sortiment umfasste Schokoladen und andere Kakao-Artikel, Zuckerwaren, Dragees, Konfitüren, Biskuits und allerlei Kekse.

Angefangen hat alles 1779 unter Johann Gottlieb Hauswaldt in Braunschweig mit einem Kolonialwarengeschäft, später mit der Herstellung von Zichorienkaffee. Zichorie ist die luftgetrocknete Wurzel der Wegwarte, die zerkleinert wird und mit heißem Wasser aufgebrüht einen Ersatzkaffee ergibt. Diesen Kaffeeersatz gibt es schon seit Friedrich dem Großen.

1833 kam Johann Christian Hauswaldt nach Magdeburg und gründete an der Lübecker Straße 13 eine Zweigniederlassung der väterlichen Zichorienfabrik. Um 1850 begannen die ersten Fabriken Schokolade zu produzieren. Ein Jahr später begann mit der Herstellung von Produkten aus Kakao in der Hauswaldt’schen Fabrik der Aufstieg zu einer Weltfirma. Kakao war nicht das einzige, was in den Fabrikgebäuden verarbeitet worden ist. Aus der einstigen Handarbeit ist mit der Zeit Maschinenarbeit geworden und so wurde die Produktion immer effektiver.

In den Anfängen der Produktionsaufnahme hatten holländische Firmen die besseren Produkte. Doch das Hauswaldt’sche Kakaopulver fand seine Abnehmer, ebenfalls die anfallende Kakaobutter, die in Apotheken teilweise als Heilmittel Verwendung fand.

Im Laufe der Zeit wurde die Produktpalette immer umfangreicher, da umfangreiche Kochapparate, Mischwerke, Mahlwerke, Pressen und weitere Maschinen zur Herstellung der Schokoladenartikel aufgestellt werden mussten. Ständig kamen neue Gebäude hinzu und das Betriebsgelände verteilte sich auf zwei große Bereiche in der Neuen Neustadt: entlang der Lübecker Straße und zwischen Mittagstraße und Ankerstraße, hier sind noch zahlreiche Gebäude vorhanden. Eine heute freie Fläche zwischen Moritzstraße und Ritterstraße war ebenfalls mit Fabrikgebäuden belegt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das 150-jährige Bestehen des Unternehmens Hauswaldt gefeiert. Aus einer kleinen Zichorienfabrik war ein Welthaus entstanden. Ein paar Jahre später war die Geschichte des Unternehmens beendet, die Weltwirtschaftskrise forderte leider seinen Tribut. Das letzte Schreiben der Firma Hauswaldt stammt vom 27.August 1928.

An der Lübecker Straße 13 – 14 entstand nach 1990 ein modernes Gebäude. Die dahinter liegenden Fabrikgebäude sind seit der Stilllegung mehrfach umgenutzt und dadurch erhalten geblieben. Der Verwendungszweck zwischen der Moritzstraße und der Ritterstraße ist noch ungewiss.

Nach der Wende wurden noch weitere größere Betriebe geschlossen, so dass die Neue Neustadt sich zu einer Wohnstadt entwickelt hat. Wenig erinnert heute noch an die Industrie der einst zu Napoleons Zeiten 1812 gegründeten selbstständigen Stadt Neustadt. Das ist nun einmal der Lauf der Geschichte.

von Wolfgang Brüning

aus: Neustadtgeflüster – Ausgabe 11